Ende der 60er Jahre des letzten Jahrhunderts begann unter Tito im ehemaligen Jugoslawien eine vorsichtige Öffnung und Annäherung an den Westen. Es folgten Visa-Erleichterungen für Besucher und durch entsprechende Gesetzesänderungen waren westliche Investoren willkommen.
Großzügig wurden daher auch Spielcasino-Lizenzen vergeben, so dass Anfang der 70er Jahre in Jugoslawien bereits rund 28 Casinos existierten, zugänglich freilich nur für zahlungskräftige westliche Touristen.
Die neuen „Kapital-freundlichen“ Gesetze inspirierten auch den Gründer des Penthouse Magazins Bob Guccione. 1969 investierte er 45 Millionen Dollar in den Penthouse Adriatic Club im Haludovo Palace Hotel in dem kleinen Städtchen Malinska auf der kroatischen Insel Krk.
Seine große Hoffnung war, tausende von reichen amerikanischen und britischen Geschäftsleuten in seinen Club im Haludovo Palace Hotel zu locken, damit diese dort im Spielkasino zockten. Guccione war Geschäftsmann; er wollte möglichst viel Geld mit seinem Club verdienen. Gleichwohl hatte er die Idee, dass Tourismus die Kommunikation zwischen den Menschen verbessern würde und dadurch der Eiserne Vorhang des Kalten Krieges überwunden werden könne. Bob Guccione in einem Interview kurz nach der Eröffnung des Clubs:
“There are still false ideas about Yugoslavia as a country behind the ‘Iron Curtain,’ in which a businessman or someone looking for entertainment would find nothing. The Penthouse, too, faces many prejudices, doubts and a lack of understanding. We are called non-serious exhibitionists and pornographers, incapable of and disinterested in any serious business. I think that all this is, above all, a result of ignorance. Even the cold war itself is a consequence of ignorance. In order to defeat ignorance it is necessary to develop communications between people. In this connection tourism is certainly one of the most powerful forms of communication. Through the realization of this project [the Penthouse Adriatic on Krk] we have the opportunity to start a big process of re-education: we have become partners in removing doubts and ignorance.”
Der Penthouse Adriatic Club im Haludovo Palace Hotel existierte jedoch nur zwei Jahre von 1972 bis 1973. Zu groß waren die wirtschaftlichen Probleme und unüberwindbar die Konflikte mit der sozialistischen Mitbestimmung und Selbstverwaltung durch die Beschäftigten in der Geschäftsführung – eine Besonderheit im damaligen Jugoslawien.
Bis zum Ausbruch des jugoslawischen Bürgerkriegs Anfang der 90er Jahre blieb das Haludovo ein Luxus-Resort-Hotel, konnte aber nie mehr an die kurzzeitigen Erfolge, den Glamour und Ruf Anfang der 70er Jahre unter Guccione anknüpfen. Tito nutzte das Hotel wohl für ausufernde Parties mit den damaligen Celebrities und empfing dort Staatsgäste wie Saddam Hussein und Olof Palme. Im Bürgerkrieg diente es als Unterkunft für Flüchtlinge. 2001 schloss die Luxus-Herberge für immer und wurde an russisch-armenische Investoren veräußert.
Der gesamte Hotelkomplex gliedert sich in das 5-Sterne Palace Hotel und dem unmittelbar angrenzenden Tamaris 4-Sterne-Hotel . Umgeben sind diese beiden zentralen Bauten von einer weitläufigen Appartment-Anlage sowie zum Hotel zugehörige großzügige Sport- und Freizeitanlagen.
Boris Magaš († 2013), ein kroatischer Architekt und Professor für Architektur an der Universität in Zagreb, entwarf das Haludovo Palace im Stil des Brutalismus. Der Begriff geht zurück auf die britischen Architektin Alison Smithson und verweist direkt auf den durch Le Corbusier geprägten Begriff béton brut, wörtlich: roher Beton. Charakterisierende Merkmale des Brutalismus sind die formale Lesbarkeit der Grundrisse, die klare Erkennbarkeit und Zurschaustellung der Konstruktion und die Wertschätzung der Baumaterialien „as found“ – als gegeben.
In meiner Arbeit über diese Hotelruine möchte ich die Reste der architektonischen Struktur und Materialität auf eine bestimmte Art sichtbar machen, das trotz aller Verwüstungen, Plünderungen und des Verfalls unverkennbar und spürbar die typische Architektur und den Zeitgeist der 70er Jahre in sich trägt und atmet.
Inspiriert durch das im November 2016 in der schaelpic photokunstbar präsentierte Projekt „Obsolete & Discontinued“ habe ich alle Aufnahmen des Hotels ausschließlich mit den letzten mir zur Verfügung stehenden und zum Teil lange abgelaufenen Fuji FP 100 Sofortbildfilmen (Trennbildfilm) als Unikate realisiert. Die Produktion des Films wurde Anfang 2016 eingestellt.
http://sometimes-interesting.com/2016/04/14/penthouse-adriatic-club-at-the-haludovo-palace-hotel/